Wie geht das eigentlich mit dem Jersey? – Teil 2

Jersey_Cover

Letzte Woche war es ja sehr theoretisch. Wir haben Euch die Unterschiede im Bereich Jersey erklärt. Heute gehen wir in die Praxis. Wie näht Ihr Jersey, wenn Ihr keine Overlock zur Verfügung habt? Wir zeigen es Euch!

Jersey_Fussdruck

Wir beginnen bei der Nähmaschine. Für das Nähen von Jersey ist es wichtig, den Fußdruck Eurer Maschine nicht zu stark einzustellen. Probiert es am besten an einem Reststück aus. Die Einstellung schwankt nämlich je nach Dehnbarkeit des Stoffes.

Solltet Ihr ein Modell ohne verstellbaren Fußdruck besitzen, könnt Ihr abreißbares Stickvlies mitführen. Am besten von beiden Seiten und immer mal wieder den Nähfuß bei gesenkter Nadel anheben und wieder senken.

Jersey_Zubehoer

Als nächstes solltet Ihr die richtige Nadel auswählen. Mit einer normalen Universal-Nadel kann es passieren, dass die Nadel Löcher im Stoff hinterlässt. Nehmt deshalb unbedingt eine geeignete Nadel. Jersey und Super-Stretch Nadeln haben eine abgerundete Spitze. Damit werden die Jerseystoffe nicht zerschnitten, sondern die Fasern zur Seite gedrängt.

Ein Nähfuß aus Kunsstoff (rechts unten im Bild) gleitet zusätzlich besser über den Stoff. Für einige Maschinen gibt es auch einen Overlockfuß (links unten im Bild). Damit könnt Ihr die Stoffkante direkt versäubern und es steht nichts mehr über. Ihr müsst also keinen überstehenden Stoff abschneiden.

Jersey_Stichauswahl

Die Stichauswahl ist ebenfalls wichtig. Für die Versäuberung geeignet sind zum Beispiel der elastische Zickzackstich (08) und der Overlockstich (19). Der Overlockstich kann bei Eurer Maschine anders aussehen (aber ähnlich).

Für das Zusammennähen eignet sich der elastische Geradstich (05) und die „Sägeblattnaht“ (06). Ein normaler Geradstich ist ungeeignet. Die Naht würde bei Belastung reißen, weil sie nicht dehnbar ist.

Jersey_Overlock

Hier seht Ihr die Schulternaht. Genäht mit dem Overlockstich und dem dazugehörigen Overlockfuß. Alles in einem Rutsch!

Jersey_Zickzack

Manche Maschinen haben keinen Overlockstich. Dann könnt Ihr wie oben gezeigt erst mit dem elastischen Zickzackstich versäubern und anschließend mit der „Sägeblattnaht“ (links) oder dem elastischen Geradstich (rechts) zusammennähen.

Jersey_Saum

Säume näht Ihr am besten mit der Zwillingsnadel. Dafür muss ein zweiter Garnrollenhalter für die zweite Garnrolle vorhanden sein. Die zweite Garnrolle wird ebenso eingefädelt wie die erste Garnrolle.

Wichtig: Bitte nutzt unbedingt eine Zwillingsnadel, die für Jersey geeignet ist!

Den Saum am besten vorab umbügeln. Versäubern ist nicht notwendig, das passiert beim Nähen mit der Zwillingsnadel automatisch. Jetzt mit dem Geradstich und Stichlänge 3 nähen. Da hier zwei Nähte mit einem Unterfaden verbunden sind, ist die Zwillingsnaht trotzdem elastisch.

Jersey_Saum_schneiden

Wer mag, kann auf der linken Seite den überstehenden Stoff mit einer Applikationsschere (manche nennen sie auch Löffelschere) wegschneiden. Die Schere wird nicht senkrecht, sondern waagerecht gehalten. Der Löffel schneidet nicht, so kann man die Schere gut an der Stoffunterkante entlang führen und schneidet nicht versehentlich in den Saum!

Wir hoffen, diese Anleitung bringt etwas Klarheit und Ihr traut Euch jetzt alle Jersey zu nähen. Wir haben nämlich so schöne Jerseystoffe für Euch im Sortiment 😉 .

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  1. Melanie Bodes

    Hallo Elvira,
    generell musst Du auch am Halsausschnitt von Shirts Nahtzugabe hinzugeben, es sei denn, Du möchtest dem Halsausschnitt nicht mit Bündchen oder Jerseystreifen versehen, sondern einfassen.
    Liebe Grüße
    Melanie

  2. elvira neubauer

    hallo bin auf das tolle schnittmuster gestoßen hab eine frage muß am hals auch eine nahtzugabe dazu? lg elvira

  3. Christiane Vogt-Becker

    Moin,
    eine sehr schöne und verständliche Anleitung mit vielen Tipps. Nun kann ich für meine Projekte mit der Zwillingsnadel einen schönen Saumabschluss zaubern. Auch die Löffelschere kannte ich bis dato nicht.
    Vielen, vielen Dank.
    Gruß
    Christiane

  4. Hallo Sandra,
    das sind natürlich viele Lagen Stoff mit verschiedenen Dehnbarkeiten. Das Bündchen ist ja immer etwas kürzer als die anderen Stoffe. Die Kunst ist dabei die Bündchen auf die Länge der restlichen Stoffe zu dehnen, dabei aber nicht die Stoffe zu (über)dehnen. Man bringt also alles auf eine Länge, wobei in Deinem Fall Nicky und Jersey nicht gedehnt werden. Ein weiteren Punkt ist Deine Nähmaschine. Nicht jede Maschine lässt sich 100% auf diese Anforderungen einstellen. Wichtig wäre hier zum Beispiel ein verstellbarer Fußdruck (bei Stretch reduzieren). Den verstellbaren Fußdruck hat leider nicht jede Maschine.Auch die Stichlänge sollte nicht zu kurz sein.
    Liebe Grüße
    Melanie

  5. Hallo!
    Ich hab Gestern Bündchen an Jersey genäht (Wendestulpen, 4 Lagen Stoff, Nicki, Bündchen (2Lagen) und Jersey. Der Rand dieser 4 Lagen Stoff ist dann so ausgewellt geworden, das er am fertigen Stück durch den oberen Stoff beult (ringsherum an der Naht entlang) und das sieht echt richtig blöd aus. Ich habe zuerst mit dem Federstich genäht und dann den Overlockstich probiert, beides das gleiche Ergebnis, welliger Rand. Was kann ich tun damit das nicht passiert?
    DANKE!

  6. Hallo Hildegard,
    Ein guter Tipp! Es ist natürlich richtig, das man nicht versäubern MUSS. Viele möchten das aber aus optischen Gründen gerne. Die Maschinen haben heute eigentlich alle einen Overlock-Stich. Da schlägt man ja quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: Versäubern und Zusammennähen!
    Danke für die Ergänzung.
    Melanie

  7. Hildegard Vierhaus

    Hallo Melanie, ich bin eine Außendienstmitarbeiterin der Firma Westfalenstoffe. Ich habe mal gelernt, daß man Jersey nicht versäubern muß und habe für meine Enkelkinder auch schon diverse Shirts und Röckchen genäht, ohne diese zu versäubern. Resultat: Keine Probleme!

    Das sage ich auch meinen Kunden, die vor Jersey zurückschrecken. Wenn sie hören, daß es so einfach ist, Jersey zu nähen, ist der Stress weg.

    Viele liebe Grüße
    Hildegard Vierhaus
    02535 8012

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